Thomas in Estland

Nach Auslandssemester und Masterarbeit in Tartu - jetzt das richtige Leben in Tallinn

Dienstag, März 04, 2008

Viel zu feiern

Hallo liebe Verwandte und Freunde,

diesmal geht es hauptsächlich ums Feiern. In den vergangenen Wochen gab es drei verschiedene Anlässe dazu:

Der erste war mein Geburtstag vor zwei Wochen. Vielen vielen Dank für all die Glückwünsche, die mich meist per Email, manchmal sogar per Telefon erreichten. Besonders an Barbara, die mich sogar um 00:01 deutscher Zeit (hier: 01:01 Uhr) anrief, als ich grad am Schlummern war, um mir auch zum deutschen Geburtstag zu gratulieren. Aber ich hab mich trotzdem gefreut :-)
Danke auch für das tolle Paket voller nützlicher Sachen! Das Stubbi habe ich noch nicht getrunken, es ist auf meiner Fensterbank ausgestellt und wirft einen güldenen Schimmer, wenn morgens die Sonne reinscheint.
Groß gefeiert habe ich allerdings nicht. Ich habe lediglich meine beiden Trainee-Kollegen eingeladen und für die beiden und meine Mitbewohnerin, und natürlich auch für mich selbst, ein mexikanisches Essen zubereitet. Es sollten Fajitas mit lecker Hähnchenfleisch und Guacamole werden. Da es keine fertigen Fajitas zu kaufen gab und auch keine Zeit, sie selbst zu machen, musste ich allerdings auf dünnes Fladenbrot zurückgreifen. War trotzdem sehr lecker, und die Guacamole war sogar richtig gut. So gut, dass meiner Mitbewohnerin umgehend schlecht geworden ist. Sonst aber keinem, also lags nicht an meinem Essen. Na, wer will als nächstes bei mir essen?? :-)
Hier auf dem Bild sahen noch alle froh aus ... kurz darauf war Anna-Liisa (rechts im Bild) aber nicht mehr so froh:

Überraschenderweise kam auch Ele vorbei. Sie hatte zuerst gesagt, dass sie nicht kommen kann, und ich war schon ganz enttäuscht. Und dann rief sie plötzlich aus dem Bus an ... HA! Hat sie mich voll drangekriegt! Aber war ein schönes Geschenk, dass sie kam. Was ich sonst noch gekriegt hab: Ein Sushi-Starter-Set, ein Heimat-Paket, ein tolles Buch über italienische Küche und einen USB-Ventilator (für den sooo heißen estnischen Sommer).

Kaum war der Geburtstag überstanden, da kam auch schon der estnische Unabhängigkeitstag, zu dem meine Mitbewohnerin eine Menge Leute eingeladen hatte. Denn: Estland wurde 90! Herzlichen Glückwunsch! Zu diesem Anlass musste es natürlich typisch estnisches Essen und Geränke geben. Jeder hatte die Nationalfarben zu tragen (Schwarz, Blau und Weiß). Ein wichtiger Programmpunkt war der Singwettbewerb: Zwei Gruppen stehen sich gegenüber und singen abwechselnd estnische Volkslieder. Wer zuerst keins mehr weiß, verliert. Jungejunge, ging das lange. Kein Wunder, dass man in Estland von der Erringung der Unabhängigkeit auch als "Die singende Revolution" spricht -- wenn die so ausdauernd singen können, muss das den Sowjets ja irgendwann auf den Wecker gegangen sein.
Höhepunkt der Party war der von uns nachgespielte Präsidentenempfang. Im Original steht der Präsident mit Gattin am Ende eines roten Teppichs und schüttelt wichtigen Menschen ca. drei Stunden lang die Hände. In unserer Version war ich "Härra President" und meine Mitbewohnerin Anna-Liisa spielte meine werte Gattin. War super :-)
Hier ein paar Bilder:

Ich als Präsident ... wenns bei Rimi nicht klappt,
dann halt das :-)


Ele beim Zubereiten von Jelly Shots


Meine Mitbewohnerin Anna-Liisa und ihre
Freundin Katre beim Servieren eines scheußlichen Getränk
auf der Basis von "besonderem" Mehl


Ein voller Inbrunst vorgetragenes Stück
aus dem Singwettbewerb


Als auch diese Feierlichkeit ausgestanden war ... ja, da kam das Schlimmste und gleichzeitig schönste Wochenende seit langem. Das langersehnte Erasmus-Revival-Treffen Nr. IV stand vor der Tür, und es hatten sich ca. 15 Leute aus ganz Europa angekündigt, die mit mir zusammen 2006 in Tartu studiert hatten. So kam es, dass schon Mittwochs Paul aus Holland ankam, und Donnerstag dann Liset aus Holland und Flavie aus Frongreich. An beiden Abenden saßen wir natürlich nicht daheim, klar. Es gab also Ausflüge in die Kneipenlandschaft von Tallinn, allerdings gemäßigt, weil das Wochenende ja hart würde, wie wir ahnten. Den Freitag hatte ich mir vorsorglich frei genommen, so dass wir schon früh nach Tartu fuhren und unser Lager dort bei meinem Freund Chris aufschlugen, der uns die nächsten Tagen beherbergen durfte.
Harr, und dann waren auf einmal alle da: Oli, Liset, Paul, Flavie, Chris, Christian, Marika, Jaakko, Andi, Reetta, Juhani, Yianna, Sylvia, Anika, Christina und Bret. Wahnsinn! Was haben wir also getan? Klar, getrunken und gefeiert. Den alkoholischen Höhepunkt bildete wohl der Willkommens-Vana Tallinn für Oli am Samstag morgen (ca. 11:30 Uhr). Ich hatte relativ viele Kopfwehen (gibts davon eigentlich einen Plural? wohl kaum, aber er wird hier gebraucht), aber dafür einen Riesenspaß. Wir waren in zwei Clubs und diversen Kneipen und Restaurants. Das war alles nicht ganz billig, aber es wars allemal wert. Besonders hervorzuheben ist der Samstag Abend: Zuerst schwitzten wir in einer Sauna, die wirklich heiß gemacht wurde, und dann auf der Tanzfläche vom Club Tallinn. Den Club hat man umgebaut, und die meisten behaupten, er sei jetzt blöde, aber uns war das egal. Es hat sich mal wieder gezeigt: Wenn man mit den richtigen Leuten unterwegs ist, dann ist es völlig wurscht, wo man hingeht.

Hier also ein paar Bilder, die ansatzweise zeigen, was so alles an dem Erasmus-Wochenende geschehen ist:




Artistische Einlagen beim Billard von mir und Yianna






Frohes Beisammensein und Zelebrieren von Deutsch- Französischer- Holländischer- Östereicher- Freundschaft






Gutes Essen bildete die Grundlage, in jeder Hinsicht








Trinken in allen Lebenslagen: Links Vana Tallinn vor Mittag, rechts Sekt nach der Sauna (wir hatten ein lustiges finnisches Spiel namens Mölleku gewonnen - wenn man das so schreibt)




Im Genialistide Klubi gabs Scheinwerfer mit
interessanten Mustern - Liset sieht hier etwas
unheimlich aus. Die übrigen Gäste waren aber
so druff, dass die das bestimmt nicht gemerkt haben.


Finnische Liebe ... mal wieder ein komischer
Effekt meiner Kamera bei Bildern in dunkler Umgebung.


Hat was, das Bild. Und Nein, wir sind keine
typischen Touristen.

Es hat richtig weh getan, am Sonntag abend zurück nach Tallinn zu fahren. So tolle und liebe Menschen, und wir halten irgendwie so zusammen, dass wir uns selbst nach zwei Jahren noch in großer Zahl treffen. Nächste Ziele: Südspanien, Ukraine, Rumänien und Finnland. Wir hören erst auf, wenn wir uns mal in jedem Land Europas getroffen haben. Wenn in Zukunft die Abspaltungen (siehe Kosovo) weitergehen, dann sind unsere Treffen ja gesichert :-)


Von dem Wochenende ordentlich geschlaucht, musste ich am Montag noch meinen Umzug in die neue Wohnung zu Ende bringen. Hat alles geklappt, und jetzt siehts hier noch aus wie aufm Schlachtfeld. Irgendwie fand ichs grad wichtiger, den Blog-Eintrag zu schreiben als aufzuräumen.
Ich habe auch ein Feedback über meine Traineezeit bekommen. Fiel durchweg positiv aus, und Rimi ist froh, wenn sie mich behalten können. Jippie! Am besten hat allen gefallen, wie doll ich mich bemühe, Estnisch zu lernen. Typisch mal wieder. Sobald man bisschen was kann, wird man sofort gelobt und über die Russen gestellt, von denen einige nach mehreren Jahrzehnten noch nicht wirklich was auf Estnisch sagen können. Naja, jetzt suchen wir grade nach nem passenden Job für mich. Hoffe, wir finden schnell was. Nächste Woche endet das Trainee-Programm dann endgültig mit einem Abschlussdinner und Feedback in Riga. Und danach gehts erstmal für eine Woche nach Schweden, jippie!

Noch ein Buchtipp für alle, die mal was ganz Düsteres lesen wollen: Fight Club! Hammerhart. Den Film kennen viele bestimmt ... das Buch ist noch ne Spur härter, finde ich.

Viele Grüße nach Hause!
Thomas

1 Comments:

At 11:16 AM, Anonymous Anonym said...

Hi -
Und wieder habe ich in Deinem Blog etwas entdeckt, das mir keine Ruhe lässt (über Deine kriminellen Handlungen bin ich so langsam hinweg *g*): WARUM trägst Du als Härra President WOLFSFÜßE ??!??!?! Oder hab ich irgendwas ganz ganz ganz böse falsch verstanden und der Präsident war der Böse in der Ganzen Sache?? So nach dem Motto "Wolf im Präsidentenanzug"??
Lieben Gruß, ich bin hier kurz vorm Ende - sowohl klausurentechnisch als auch mit den Nerven, der Uni und dem Rest der Welt (keine Sorge, nur der normale Kram).
Julia

 

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