Thomas in Estland

Nach Auslandssemester und Masterarbeit in Tartu - jetzt das richtige Leben in Tallinn

Donnerstag, Januar 29, 2009

Ich hab ein Auto!

Der letzte Eintrag ist zwar erst 4 Tage her, aber mit den guten Neuigkeiten kann ich mich einfach nicht länger zurückhalten:
Ich bin nun stolzer Benutzer eines neuen Toyota Corolla! Benutzer, ja, nicht Besitzer, denn es ist ein Firmenwagen. Aber das macht gar nichts, es ist sogar noch besser als selbst eins zu haben, weil ich mich nicht um die laufenden Kosten kümmern muss :-)

Also, für die Technikinteressierten:
Toyota Corolla D4D 1,4 Diesel, 90 PS, schwarz.

Für die, die nur Bilder sehen wollen:


Ich find den richtig schön, er beschleunigt gut, Endgeschwindigkeit werd ich wohl nie rausfinden, da man hier in Estland nur 90 fahren darf, auch auf den "Autobahnen".

Seit Montag bin ich mich am freuen wie ein kleines Kind. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich so rein materiell motivierbar bin, aber es ist wohl mehr als das Auto an sich: Die Freiheit, die damit verbunden ist und die mir jetzt 2 Jahre lang fehlte, ist noch völlig ungewohnt. Eigentlich müsste ich pausenlos rumfahren, sei es nur um des Fahrens willen. Freu mich schon auf den Sommer, dann gibts Roadtrips!
Das Gute für euch: Wer mich besuchen kommt, den kann ich jetzt vom Flughafen abholen ;)

Gut gelaunt verabschiede ich mich und wünsche euch schonmal ein schönes Wochenende.

Sonntag, Januar 25, 2009

Was so los ist und war

Hallo zusammen,

für ein Frohes Neues Jahr ist es inzwischen wohl deutlich zu spät. Vor allem, wenn man den estnischen "Regeln" folgt: Ein frohes neues Jahr darf man nur bis zum 6. Januar wünschen. Tut man es dennoch danach, dann muss man einen ausgeben. Naja, ich kann mir schlimmere Strafen vorstellen.

Mittlerweile haben bestimmt alle die schöne Weihnachtszeit und die rauschende Silvesterparty vergessen, aber ich will dennoch erzählen, wie es mir ergangen ist.

Ich hatte die Chance, zu gleich zwei Weihnachtsfeiern meines Arbeitgebers zu gehen, wovon eine als 2-tägiges Strategiemeeting getarnt war. Und der Begriff Strategiemeeting täuschte weiterhin darüber hinweg, dass hauptsächlich diskutiert wurde, wie man jetzt was am besten trinkt. Und die strategisch wichtigste Entscheidung war es, die Sauna anzuheizen.
Das Abendessen und dessen gemeinsame Zubereitung war verbunden mit Team-Building, sprich: Es wurde zuerst in kleinen Gruppen getrunken, und dann nachher zusammen.

Die zweite Weihnachtsfeier war dann einfach nur riesig. Jeglichem Krisen-Gerede trotzend hatte Rimi Eesti einen ganzen Nachtclub gemietet und diverse estnische Popgrößen eingeladen. Neben literweise kostenlosem Wein und Sekt gab es ein richtiges Showprogramm. Also: Wirtschaftskrise, wir sch***** drauf! Ich fands gut, solch ein Zeichen zu setzen. Hätte man die Feier ausfallen lassen, dann wäre das bestimmt ein falsches Signal gewesen. So aber war es sehr motivierend nach meinem Weihnachtsurlaub wieder zur Arbeit zu gehen.


Der Urlaub ... genau. 2 Wochen habe ich mir gegönnt, Abreise war unmittelbar nach Ende der beschriebenen Feier. Ich verbrachte mit Ele zusammen eine Woche daheim, wo wir uns kugelrund aßen und tranken. Danke, Mama! Das war eine wirklich faule Zeit, in der ich es trotzdem, schaffte ein paar von euch nochmal zu sehen, wenn auch leider nicht alle. Die, die ich nicht gesehen habe, müssen mich dann halt hier besuchen kommen, ganz einfach. Am besten schön frühzeitig buchen :-)


Dieses wie gemalte Bild bot sich eines Abends
beim Blick aus dem Ellenzer Wohnzimmerfenster

Es ist doch nirgends schöner als daheim!



Nach dieser, abgesehen von der Kalorienbilanz, sehr positiven Woche fuhr ich mit Ele in Opa Karls (und jetzt Onkel Otmars) altem VW Passat nach Konstanz, wo ich mir ihre Mini-Wohnheimsbude anschaute und wir weiter entspannten. An Silvester fuhren wir
schließlich nach Prag, wo die Eltern einer Studienkollegin von Ele ein recht großes Haus haben. Da genau diese Eltern über Neujahr verreist waren, bot sich DIE Gelegenheit für uns und 6 weitere Erasmus-Studenten. Wir blieben also bis zum 3.1. dort, schauten uns Feuerwerke, Stadt und Kneipen an, und hatten einfach nur eine tolle Zeit. Prag als Stadt ist sehr beeindruckend, wirklich umwerfend schön. Tallinn kommt mir dagegen jetzt wie ne kleine Klitsche vor (was es mit seinen immerhin 400.000 Einwohnern ja an sich nicht ist).

Ich in kalter Nacht auf der Karlsbrücke


Man sieht es uns nicht direkt an, aber es war saukalt!


Eine dieser typischen Touristenattraktionen: Die astronomische Uhr am alten Rathaus. Zu jeder vollen Stunde tanzen ein paar Figuren zu Glockenschlägen heraus, und hunderte Leute sind versammelt und schießen ein Foto nach dem anderen. Diese von etwas völlig Einfachem begeisterte Menge war für mich die eigentliche Attraktion.


Die Katze unserer Gastgeberin. Sie schaute immer etwas griesgrämig drein.



Nachdem der gute alte Passat uns auch noch von Prag zurück nach Frankfurt gebracht hatte, wo ihn meine Eltern morgens in Empfang nahmen, flog ich zurück nach Estland. Seitdem vermisse ich Daheim und Ele dramatischst, kann mich als Kompensation aber verschiedener Dinge hier erfreuen: Es schneit oft, also ist alles weiß, was wirklich schön aussieht. Meine Firma veranstaltet Trainings am laufenden Band, d.h. ich brauche nicht zu arbeiten in der Zeit, lerne was, und krieg auch noch Geld dafür. Und das Beste: Diese Woche soll ich endlich meinen langersehnten Firmenwagen erhalten. Es wird ein schwarzer Toyota Corolla mit eher kleinem Motor, aber darüber sehe ich gerne hinweg, denn ich krieg einen Neuwagen, den ich auch privat nutzen darf, für nüx. Daher: Freude!

Noch ein Grund zur Freude: Ele kommt mit höchster Wahrscheinlichkeit am 26.02. zurück. Endlich!! Dann war sie ein halbes Jahr in Konstanz. Mal gespannt ob es bleibenden Eindruck hinterlassen hat und wir bald nach Deutschland ziehen :-) Deutsch spricht sie inzwischen jedenfalls schon ziemlich gut, wie ich finde. Die Chancen steigen also ...

Weiterhin darf ich mich nun als ein akzeptierter Fast-Este bezeichnen, denn ich wurde vergangene Woche von einem Kollegen zum Saunieren mit anderen Kollegen zu ihm nach Hause eingeladen. Wenn ein Este soweit geht, dann hat man es geschafft, sagen manche. Nun, wenn das tatsächlich stattfindet, sollte ich wohl lieber nicht mit dem Auto fahren.

Ein weiterer Versuch, mich zu integrieren, ging leider vollends schief: Gemeinsames Skifahren mit Esten. Ich muss zu meiner Verteidigung vorab sagen, dass ich noch nie in meinem Leben auf Skiern gestanden hatte. Entsprechend schwach war meine Vorstellung, und ich lag die halbe Zeit im Schnee. Sagen wir es mal so: In den Abschnitten, wo die Strecke weder anstieg noch abfiel, und wo keine Kurve war, da habe ich durch sicheres Vorwärtsdrücken geglänzt. Aber sobald sich das änderte wurde ich wie von einem Magneten zu Boden gezogen. Besonders dramatisch war der Abfahrtsteil, den ich halb purzelnd hinter mich brachte, sehr zur Erheiterung meines Kollegen Martin, dem es nicht gelang, mir die richtige Technik beizubringen. Aber gut, ich lasse mich natürlich nicht entmutigen, und werde es bald noch einmal versuchen, sobald meine blauen Flecken verheilt sind. Es sind schließlich noch keine Meister vom Himmel gefallen. So!
Etwas entmutigend war es dann aber schon, dass Kinder im Alter von höchstens 6 lockerleicht an mir vorbeizischten und sich auf Estnisch beschwerten, ich würde die Strecke blockieren. Ich hatte den Eindruck, die sind auf Skiern geboren worden.
Da war noch alles in Ordnung ...

Nun denn, eine frohe Woche und ein erfolgreiches Jahr 2009 wünsche ich Euch allen!